Henning von Tresckow

“Das Attentat muss erfolgen, Coute que Coute. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat.”

Tresckow an Stauffenberg im Juni 1944

„Jetzt wird die ganze Welt über uns herfallen und uns beschimpfen. Aber ich bin nach wie vor der felsenfesten Überzeugung, dass wir recht gehandelt haben. Ich halte Hitler nicht nur für den Erzfeind Deutschlands, sondern auch für den Erzfeind der Welt. Wenn ich in wenigen Stunden vor den Richterstuhl Gottes treten werde, um Rechenschaft abzulegen über mein Tun und mein Unterlassen, so glaube ich mit gutem Gewissen das vertreten zu können, was ich im Kampf gegen Hitler getan habe. Wenn einst Gott Abraham verheißen hat, er werde Sodom nicht verderben, wenn auch nur zehn Gerechte darin seien, so hoffe ich, dass Gott auch Deutschland um unsertwillen nicht vernichten wird. Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd angezogen. Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben.“

Tresckow zu seinem Adjutanten Schlabrendorf am 21. Juli 1944, nachdem er die Nachricht vom gescheiterten Attentat erhalten hatte.

Henning Hermann Robert Karl von Tresckow

tresckow

Generalmajor
* 10. Januar 1901 Magdeburg
+ 21. Juli 1944 bei Bialystok / Polen

Henning von Tresckow wird am 10. 1. 1901 als Sohn einer preußischen Offiziersfamilie in Magdeburg geboren. Nach dem Notabitur in Goslar meldet er sich 1917 freiwillig zum Kriegsdienst, wird an der Westfront eingesetzt. 1918 wird er zum jüngsten Leutnant des Heeres befördert und steht nach Ende des 1. Weltkriegs auf der Seite der Regierungstruppen gegen die Aufständischen. 1919 scheidet Henning von Tresckow aus dem Militärdienst aus, und nach einem Studium in den Bereichen Jura, Politik und Wirtschaft arbeitet er erfolgreich als Börsenmakler.

Anfang Januar 1926 heiratet er Erika von Falkenhayn, Tochter des früheren preußischen Kriegsministers Erich von Falkenhayn. Im selben Jahr tritt Henning von Tresckow wieder in die Reichswehr ein, in das Potsdamer Infanterie-Regiment 9. Als Kritiker der Weimarer Republik sympathisiert er zu dieser Zeit mit dem Nationalsozialismus und befürwortet auch dessen Machergreifung. Diese Haltung Tresckows ändert sich allerdings 1934 nach der “Nacht der langen Messer”, als SA-Führung und politische Gegner ausgeschaltet werden, und die faktische Entmachtung der Wehrmachtsführung in der Blomberg-Fritsch-Äffäre bringt ihn zu der Überzeugung, dass das Regime Hitler beseitigt werden müsse.

Nachdem er als Jahrgangsbester den Generalstabslehrgang absolviert hatte, war Henning von Tresckow 1936 in die Operationsabteilung des Generalstabs berufen worden. Hier kommt er in Kontakt zu Ludwig Beck und wird bald selbst treibende Kraft im Widerstand. Zu Beginn des 2. Weltkriegs wird Henning von Tresckow als Generalstabsoffizier der 228. Infanterie-Division für die Operationsführung im Polenfeldzug zuständig. Erich von Manstein holt ihn, inzwischen zum Major befördert, im Oktober 1939 in den Stab der Heeresgruppe A, der ihm dabei hilft, seinen “Sichelschnittplan” für den Westfeldzug 1940 gegenüber Hitler durchzusetzen, der später als “Blitzkrieg” bezeichnet wurde.

Anschließend wird Henning von Tresckow im Rang eines Oberstleutnant ab Frühjahr 1941 in der Heeresgruppe Mitte mit den Angriffsvorbereitungen gegen die Sowjetunion betraut. Als er von Kriegsgerichtsbarkeitserlass und Kommissarbefehl erfährt, bewegt er seinen Onkel Fedor von Bock, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, zu einem Protest, der allerdings folgenlos bleibt. Henning von Tresckow versucht in seinem Einflussbereich, weitere Unterstützer für einen Staatsstreich zu gewinnen.

Er ist maßgebend an der Planung des Anschlags vom 20. Juli 1944 beteiligt, ebenso wie für die drei vorher fehlgeschlagenen Attentatsversuche. Ab Oktober 1943, als Henning von Tresckow, mittlerweile Oberst, zur 2. Armee an die Ostfront versetzt wird, ist allerdings der Kontakt zu den Mitverschwörern erschwert. Für den Fall eines erfolgreichen Staatsstreiches ist Tresckow als Chef der Polizei vorgesehen. Obwohl er persönlich ein Scheitern der “Operation Walküre” für wahrscheinlich hält, befürwortet er dennoch den Anschlag, um vor der Welt und vor der Geschichte zu zeigen, dass es Offiziere gab, die sich entschieden den Verbrechen Hitlers in den Weg stellten.

Als Henning von Tresckow vom Scheitern des Anschlags erfährt, begibt er sich am 21. Juli 1944 in die Gegend von Bialystok und nimmt sich in einem entlegenen Frontabschnitt mit einer Granate das Leben, um Folter, einem Schauprozess und der Todesstrafe zu entgehen. Henning Hermann Robert Karl von Tresckow hinterlässt seine Frau Erika und vier Kinder.